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Das ist mal Musik, die eindeutig dem Progbereich zugeordnet werden
muss und trotzdem in den Ohren des durchschnittlichen Bekanntenkreises
nicht gleich als "so komisch" abgetan werden dürfte. Obwohl: vielleicht übertreibe ich gerade meinen Optimismus, weil mich
dieses Album so begeistert. Das tut es aber wirklich: es ist ein
Produkt aus Spielfreude, ohrfreundlicher Melodik mit gleichzeitigem
Überraschungsreichtum, ungeschminktem Naturklangbild (das immer vom
Klavier getragen wird), Eingängigkeit und dennoch abwechslungsfreudigen
Strukturierungen."So, jetzt kann er aber mal aufhören, uns was vorzumachen", mag jetzt
einer denken. Also gut, akzeptiert, ich höre auf. Nun also Klartext: Der erste Song beginnt mit einer Melodie, die aus einem
Cliff-Richard-Hit stammen könnte, wird dann aber in einer langsameren
zweiten Hälfte hochmelodisch abgerundet - ein echter, wenn auch etwas
seichter, Ohrwurm. Der zweite Song beginnt wie eine Übung im King-Crimson-Stil
(herrlich, wie der Bass da so schön von der Seite zuschlägt!), dann
entwickelt sich der Song unter Klavierdominanz, mit viel Bass und
vergleichsweise stärkerer Gitarre sowie weiteren Keyboards ebenfalls zu
einem Ohrwurm, aber zu einem sehr abwechslungsreichen. Der dritte Song ist zu Beginn sehr schlagerhaft komponiert, soll wohl
so was wie strebsamen Optimismus ausdrücken (im Text geht es um die
sinnlose Suche nach materiellem Glück); dieser
vordergründig-optimistische Ausdruck wird beibehalten, aber das
Schlagerartige verwandelt sich zunehmend in Jon-Anderson-mäßige
Höhenflüge ("Yes, you can see for miles!").Das waren drei recht lange Songs: Zeit für eine Pause vor dem
zweiten, etwa gleichlangen Dreierpack: Zur Halbzeit gibt's eine
New-Age-Überleitung von drei Minuten ("The dream"). Dann der Progödie zweiter Teil: "Dreamland" ist zwar so vielschichtig
strukturiert, dass es beim ersten Hören fast verwirren könnte - wäre da
nicht diese wiederkehrende Folge aus Klavierakkorden, die dem Hörer
immer wieder Halt bietet. Ein toller Song: Eingängigkeit und
Verschachtelung müssen sich eben nicht ausschließen! "Parasite" ist nun endlich mal - wie der Titel andeutet - ein Ausflug
in die dunkleren Winkel des Lebens: daher auch mit aggressiveren
Gitarren, schwererem Schlagzeug, dröhnenderem Bass und einer hier bisher
nicht gehörten Keyboard-Schrägheit. Passt aber trotzdem ins Gesamtbild
des Albums. Zum Schluss ("Sailing on by") werden noch mal alle Register gezogen:
nach einer (relativ!) rockenden Gitarren-Einleitung bauen die Keyboards
gemeinsam mit der Gitarre einen grandiosen Ohrwurm auf, der schon beim
ersten Hören hängen bleibt und trotzdem Niveau hat. Alle Achtung! So, ich habe fertig. Mag doch einer denken, was er will: diese klare,
übersichtliche Melodik und Instrumentierung spricht mich einfach an.
Tracklist
1. Before The Sunrise (9:09) 2. Let Us Be Amazed (8:58) 3. The Ballad Of Fortune (7:55) 4. The Dream (3:09) 5. Dreamland (8:19) 6. Parasite (8:07) 7. Sailing On By (6:25)